Einmal Island, bitte Seit knapp vier Monaten sind wir – Josefine Maxara und Lena Schwenke – nun schon in Island und verbringen unser Auslandssemester an der Reykjavík University. Trotz der Corona Pandemie haben wir an unserem Traum, ein Auslandssemester zu absolvieren, festgehalten. Wir haben unser Auslandssemester um ein halbes Jahr verschoben und mit Island eine sehr gute Wahl getroffen. Auf der Insel gibt es äußerst wenige Corona Fälle, sodass wir die Möglichkeit haben, ein normales Leben zu führen. Anreise Ursprünglich hatten wir geplant, Anfang Januar gemeinsam nach Island zu reisen. Da Lena sich kurz vor der Abreise mit Corona infiziert hatte, sind wir allerdings allein und zeitversetzt in Island angekommen. Für die Einreise nach Island ist eine vorab Online Registrierung auf einer isländischen Covid-19 Webseite notwendig. Außerdem mussten zu Beginn des Jahres bestimmte Corona Regelungen eingehalten werden, ausgenommen davon waren Genesene und/oder Geimpfte. Die Einreisebedingungen sahen einen PCR Test am Flughafen direkt nach der Einreise und eine 5 tätige Quarantäne vor, die Josefine praktischerweise in unserer Wohnung in Reykjavík verbringen konnte. Für den Zeitraum der Quarantäne war es möglich, Lebensmittel in die Wohnung zu bestellen, die noch am Tag der Ankunft geliefert wurden. Während der Quarantäne waren Spaziergänge und Sport im Freien erlaubt und auch die online Einführungswoche der Reykjavík University hatte schon begonnen. So gingen die 5 Tage sehr schnell vorbei. Nach einem weiteren negativen PCR Test am Ende der 5 Tage, konnte Josefine die Quarantäne dann beenden. Insgesamt funktioniert das Corona Management in Island sehr gut. Wie in Deutschland gibt es auch hier eine App, in der die durchgeführten Corona Test angezeigt werden. Erste Eindrücke Wir wohnen gemeinsam mit einer Mitbewohnerin aus Belgien in einer WG. Diese haben wir über die Website Housing Anywhere gefunden, auf der Zimmer für einen längeren Zeitraum vermietet werden. Unsere Wohnung ist sehr modern, die Uni ist nur fünf Minuten und die Innenstadt zehn Minuten entfernt. Die ersten zwei Wochen sind wir die meisten Wege gelaufen und gelegentlich mit dem Bus gefahren. Für uns stand aber früh fest, dass wir uns ein Fahrrad kaufen wollen, um flexibler und schneller zu sein. In einer Facebook Gruppe sind wir nach einer Woche fündig geworden. Die ersten Wochen im Januar waren sehr dunkel und kalt, die Sonne ist erst gegen halb elf aufgegangen, um kurz nach vier ging sie schon wieder unter. Wir haben die dunkleren Tage aber sehr gut überstanden, in dem wir viele Freizeitaktivitäten unternommen haben. Sehr populär ist es in Island, baden zu gehen. In Reykjavík allein gibt es 18 Schwimmbäder. Zum größten Teil sind diese unter freiem Himmel. Es gibt verschiedene Becken die bis zu 42 °C heiß sind. Hier treffen wir uns oft mit Freunden und können uns dabei herrlich entspannen. Wir waren schnell Teil einer Gruppe von elf international Studierenden. Jeden Montag treffen wir uns, um gemeinsam Yoga zu praktizieren und danach gemeinsam zu kochen. Schon in Wolfsburg waren wir Mitglied in einer CrossFit Box. Uns war schnell klar, dass wir hier weiterhin zum CrossFit gehen möchten, denn dieser Sport ist hier in Island sehr berühmt und viele erstklassige Athleten stammen von der Insel. Kurse und Uni Alltag Das fünfte Fachsemester unseres BWL Studiums absolvieren wir an der Reykjavík University. Hier studieren ca. 2800 Studierende Business, Computer Science, Law, Engineering, Sport Science oder Psychology. Das Uni Gebäude liegt direkt am Meer und ist sehr modern und hochwertig ausgestattet. Insgesamt läuft der Studienalltag etwas anders als an der Ostfalia ab. Wir haben schon während des Semesters Assignments oder Gruppenarbeiten, die abgegeben werden müssen. Dafür ist die Klausur am Ende des Semesters aber nicht mehr so hoch gewichtet. Wir haben die Kurse Operations Management; Sales Management; Portfolio Management und Sustainability, ESG and Sustainable Finance besucht. Die Vorlesungen waren entweder aufgezeichnet oder fanden online auf Zoom oder Teams statt. Da es aber sehr wenige Corona Fälle in Island gab, konnten wir jederzeit in die Uni gehen und dort lernen und uns für Gruppenarbeiten treffen. Wochenendausflüge Island bietet sich hervorragend zum Reisen an. Während im Sommer die zahlreichen Lupinen Felder blühen, die Landschaften in grünen Farben strahlen und der geschmolzene Schnee die Wasserfälle und Flüsse füllt, gibt es auch im Winter einiges zu bestaunen. Deshalb nutzen wir die Zeit abseits des Unialltages gerne, um die schroffe Landschaft Islands mit all ihren Naturphänomen zu erkunden. Das Innere Islands, auch Hochland oder Highlands genannt, ist nur wenige Wochen im Juli und August mit dem Auto befahrbar. Deshalb sind wir vor allem auf der Ring Road gereist, die Hauptstraße Islands, die einmal Rund um die Insel führt. Entlang dieser Straße gibt sehr viel zu sehen und aufgrund der Größe Islands ist jeder Ort maximal 12 Stunden entfernt. Der Westen Bereits zwei Wochen nach Ankunft haben wir mit unserer Gruppe den ersten Ausflug unternommen. Es ging nach Bifröst, welches im Westen der Insel liegt. Bereits bei der Fahrt zu unserem Airbnb haben uns die Schneemengen Probleme bereitet, unsere Unterkunft zu erreichen. Am nächsten Morgen wollten wir einen Ausflug unternehmen und mussten jedoch feststellen, dass die Schneemengen für unsere Mietwagen unüberwindbar sind. Daher haben wir den Tag im Airbnb verbracht und die Schneemassen für einen Spaziergang und eine Schneeballschlacht genutzt. Am nächsten Tag wurden wir dann von unserem Vermieter mit einem Schneemobil gerettet. Ca. zwei Stunden Autofahrt von Bifröst entfernt, liegt die Halbinsel Snæfellsnes. Diese haben wir am letzten Tag unseres Ausflugs erkundet. Sie ist geprägt von Stränden, Steilküsten, Wasserfällen, Höhlen, einem Vulkan und dem Gletscher Snæfellsjökull. Der Süden Für unseren zweiten Ausflug haben wir uns den Süden Islands vorgenommen. Von Reykjavík aus ging es mit zwei Mietwagen in das Dorf Vík, welches für die Lage am Meer und eine berühmte weiße Kirche bekannt ist. In Island sind schon die Autofahrten an sich ein Erlebnis. Während man in einem Moment noch Lavafelder überquert, erwarten einen einige Kilometer weiter schneebedeckte Landschaften, steile Felsen und Berge am Straßenrand. Daher haben wir bereits auf dem Weg nach Vík einige Stopps gemacht. Zum Beispiel an den beliebten Wasserfällen Seljalandsfoss und Skógafoss. Besonders schön fanden wir aber die zwei eher unbekannten Wasserfälle Gljúfrabúi und Kvernufoss, die man nach einer kurzen Wanderung erreicht hat und die ebenfalls auf dem Weg lagen. Auf dem Weg nach Vík liegt auch der Vulkan und Gletscher Eyjafjallajökull, der 2010 mit seinem Ausbruch weltweit Aufmerksamkeit erregt hat. Bevor wir das Apartment in Vík erreicht haben, konnten wir noch ein Bad im Hot Tub Seljavallalaug am Fuße des Eyjafjallajökull genießen. Auch auf der Rückfahrt gab es noch einiges zu sehen. Einen schwarzen Sandstrand, tosende Wellen, abgebrochene Felsen im Meer und den südlichsten Punkt des isländischen Festlands. Van Tour Mitte März haben wir uns einen Van gemietet, um die gesamte 1332 km lange Ring Road in drei Tagen abzufahren. Typisch isländisch an diesem Road Trip war das wechselhafte Wetter. Wir fuhren im Sonnenschein los, landeten 100 km weiter in einem Schneesturm und nach einer Nacht voller Windböen im schwankenden Van ging es morgens im Regen weiter. Auf dem Road Trip haben wir Island hauptsächlich aus dem Auto erkundet und oft nur kurze Stopps an Gletscherzungen, kleinen Fjorddörfern, Kirchen und zum Rentier beobachten gemacht. Von Reykjavík aus ging es über den Süden und die Kleinstadt Höfn in die Ostfjorde, die von hohen Bergen und tiefen Fjorden durchzogen sind. Dort konnten wir nicht weit von Egilsstaðir bei wolkenfreiem Himmel und Sonnenschein in den Bergen der Ostfjorde mit Meerblick Skifahren. Von den Ostfjorden führte der Weg am See Myvatn in die Stadt Akureyri, der zweitgrößten Stadt Islands mit knapp 20.000 Einwohnern. Danach ging es weiter in Richtung Westen, vorbei an den geschlossenen Straßen der Westfjorde über Borgarnes zurück nach Reykjavík. Südosten Im Südosten haben wir mit unserer internationalen Freundesgruppe einen Ausflug in die Nähe des größten Gletschers Europas, dem Vatnajökull, unternommen. Dort stand eine Gletschertour mit zwei erfahrenen Tourguides an, die wir privat über Instagram gefunden hatten. Nach einer schaukeligen Fahrt mit einem großen Jeep erreichten wir einen Arm des Vatnajökull, den Breiðamerkurjökull. Ausgestattet mit Spikes, Klettergurten und Sicherungsseil begaben wir uns auf den Gletscher. Von dort aus kletterten wir gesichert durch die beiden Guides eine Eiswand hinunter und durften anschließend noch die Gletscherhöhle Sapphire Ice Cave bestaunen. Direkt an den Gletscher schließt sich die Glacier Lagoon an. Vom Gletscher abgebrochene Eisbrocken werden über das Wasser der Glacier Lagoon einige hundert Meter ins Meer transportiert. Zwischen den riesigen Eisbrocken konnten wir sogar Robben entdecken. Der Meerzugang der Glacier Lagoon ist umgeben von einem dunklen Strand der aufgrund der einzelnen Eisbrocken an einen Diamanten Strand erinnern und deshalb auch als Diamond Beach bezeichnet wird. Norden In den Osterferien nutzten wir die Uni freien Tage für unseren fünften Ausflug. Diesmal ging es in den Norden Islands. In dem Fischerdorf Siglufjörður konnten wir nach einer Wanderung den ganzen Fjord und die Schneeberge überblicken. Wir besuchten die Höhle Grjótagjá (dt.: Felsspalte), die in der Serie Game of Thrones als Filmkulisse diente. Aufgrund einer Eruption vor ca. 50 Jahren ist die Wassertemperatur in der Höhle allerdings auf 48 Grad Celsius angestiegen, sodass man dort heute leider nicht mehr baden kann. Außerdem haben wir einen der zahlreichen Vulkankrater Islands bestiegen. Westman Islands Die Westman Islands, in isländisch: Vestmannaeyjar, sind eine Inselgruppe im Süden Islands. Für diesen Tagesausflug sind wir mit der Fähre auf die Insel gefahren und haben zu Fuß und mit E-Rollern die Insel erkundet. Nach einer Wanderung auf einen großen Felsen direkt am Hafen, hatten wir bei blauem Himmel eine atemberaubende Sicht über die gesamte Insel. Wir wanderten erneut auf einen Vulkan, der erst vor 50 Jahren ausgebrochen ist und entdeckten einen etwas versteckten Strand, der von einer kleinen Felshöhle umgeben war. Die Westman Islands sind einzigartig und auf jeden Fall einen Besuch wert. Die Kraft des Meeres und der Wellen, sowie der Einfluss des Windes wird einem hier besonders bewusst. Einigen Häusern mit heruntergekommenen Wellblech Dächern konnte man diese besonderen Witterungsbedingungen ansehen. Das Highlight unseres Ausfluges waren jedoch die Puffins (Papageientaucher), die wir an der Steilklippe im Süden der Insel beobachten konnten. Dort brüten über 1 Million Puffins jährlich von Mitte April bis Mitte August. Westfjorde Anfang Mai haben wir uns auf den Weg in die Westfjorde gemacht, da zu diesem Zeitpunkt die meisten Straßen dauerhaft frei sind. Für den Ausflug haben wir uns fünf Tage zeitgenommen, weil die Strecken entlang der Fjorde sehr lang sind. Wie im Rest Islands, ist auch in den Westfjorden die Autofahrt allein schon ein Erlebnis. Außerdem gibt es in den Westfjorden besonders viele natürliche heiße Quellen. Dies haben wir genutzt und haben uns nach einer kurzen Abkühlung im Meer mit Blick auf die Fjorde wieder aufgewärmt. In den Westfjorden lag auch im Mai noch Schnee, sodass wir das ein oder andere Mal umkehren mussten, da die Straßen nicht befahrbar waren. Trotz dessen haben wir sehr viel gesehen: den beeindruckenden Wasserfall Dynjandi, weiße Sandstrände, Robben, und auf den 400 Meter hohen Klippen Látrabjarg sogar Puffins und einen Polarfuchs. Mit unserem Auslandssemesters haben wir außerdem genau den richtigen Zeitpunkt gewählt, um einen Vulkanausbruch live mit zu erleben. Normalerweise bricht ca. alle fünf Jahre einer der zurzeit 130 aktiven Vulkane in Island aus. Ende Februar wurden wir morgens von einem Erdbeben der Stärke 5,3 geweckt und darauf folgte über zwei Wochen hinweg eine längere Erdbebenserie. Am 19.03.21 kam es dann schließlich zur Eruption des Vulkans Fagradalsfjall auf der Halbinsel Reykjanes, die nur ca. 30km von Reykjavík entfernt ist. Der Vulkanausbruch hat sich schnell zu einem Ausflugsziel entwickelt und auch wir konnten fünf Tage nach dem Ausbruch Zeugen dieses Naturschauspiels sein und die heiße Lava bewundern. Bei gutem Wetter kann man die Lava-Fontäne und aufsteigenden Rauch sogar von unserer Wohnung sehen. Wir sind sehr dankbar für die großartige Zeit in Island, die vielen Erlebnisse und neuen Erfahrungen. Die Menschen, die Kultur und vor allem die Natur sind uns sehr ans Herz gewachsen und wir fühlen uns hier richtig wohl!