Meine erste Zeit in Südafrika

Mandy Müller in Südafrika, Foto 1Seit dem ich am 29. Juni 2016 Kurs auf dieses einzigartige Land genommen habe, steht mein Herz Kopf. Wenn ich die ersten Wochen Revue passieren lasse, gibt es keine negativen Empfindungen. Alles erscheint mir unfassbar schön. Ich habe unzählige wundervolle Orte gesehen und noch viel wundervollere Menschen getroffen.

Mandy Müller in Südafrika, Foto 2Zunächst musste ich bei der Ankunft feststellen, dass meine Unterkunft nicht sonderlich gut ausgestattet ist. Es gab kein Bett, keine Töpfe, keine Gläser. Es galt einen Adapter zu besorgen, um meine deutschen Elektrogeräte mit Strom versorgen zu können, und und und….

Also machte ich mich direkt am Ankunftstag daran, die örtlichen Fortbewegungsmittel zu erkunden. Die Reise zur Shoppingmall gestaltete sich als erstes Abenteuer. Hier ist alles nicht in so festen Strukturen. Der Busfahrer wechselte mal eben seine Route und verlangte einen enorm hohen Preis.

Am nächsten Tag begann das Abenteuer, das „wilde Meer“ zu entdecken. Ich hatte die erste Surfstunde in einer örtlichen Surfschule. Nachdem ich ebenfalls das „Port Elizabethanische“ Nachtleben erkundet hatte, startete am nächsten Tag das Orientierungswochenende. Dieses fand im Tsitsikama Nationalpark statt. Hier probierte ich „Zipplining“ aus, eine Art Seilrutsche, und lernte etwas über die südafrikanische Geschichte. Darauf folgten unsere Orientierungswoche in der Uni und unser erster Trip zu den Jeffreys Bay Open, der Surf-Welt-Tour. Jeffreys Bay ist ein Surferort, der eine Stunde von Port Elizabeth entfernt liegt und ein Stop auf der Weltsurftour war. Gleich am nächsten Wochenende fuhr ich erneut nach Jeffreys Bay, da mein Herz auf Anhieb vom Surfen begeistert wurde.

Die darauffolgenden Uniwochen sind im wie Flug vergangen und ich habe bereits viele schöne Orte gesehen. Einer davon ist ein wundervoller Wanderweg, nur etwa 20 km entfernt von meinem Zuhause. Aber auch weitere Reisen habe ich unternommen. An der Wildcoast, fernab vom modernen Port Elizabeth, konnte ich einen weiteren Eindruck von Südafrika gewinnen: endlos erscheinende, verlassene Strände. Mit einem gemieteten Auto und den Surfboards im Gepäck bin ich zuvor im Linksverkehr in Richtung „ursprüngliches“ Südafrika gestartet. Die Straßen hier teilt man sich nicht nur mit Fußgängern sondern auch mit Wildpferden, Kühen, Schweinen, Hunden, Schafen, Ziegen, Büffeln…

Meine Arbeit im „Little Angels Daycare“

Mandy Müller in Südafrika, Little Angels Daycare, Foto 1Einer der Gründe, warum ich ein Auslandssemester an der N. Mandela Metropolitan University in Port Elizabeth absolvieren wollte, ist das Little Angels Daycare. Es ist eine Art Kindergarten und Tagesbetreuung zugleich. Durch eine Kooperation mit meiner Universität wird mir die Möglichkeit gegeben Teil dieser Einrichtung zu sein.

„Die Kinder begrüßen mich mit der größten Herzlichkeit und Freude, die ich je erlebt habe, mit den Worten ‚teacher, teacher‘.“

Während Sie die ganze Zeit nicht von mir lassen können, überlege ich mir Spiele, die Ihnen Freude bereiten. Hierfür benötigen die Kleinen nicht viel. Wir malen mit unseren Fingern in der Erde, machen Musik mit einem Stock oder spielen Klatschspiele. Es gibt sogar ein paar Pflastersteine in rot und blau auf denen wir uns immer wieder neue Arten zum hin und her springen einfallen lassen. Während all dieser Beschäftigungen oder auch wenn man einfach mal nichts tut, strahlen die kleinen aus ihrem Herzen. Sie strömen eine unglaubliche Lebensfreude aus. Für sie gibt es keine Distanz zwischen ihnen und mir.

Zum Ende des Tages kommen etwas ältere Kinder im Little Angels an, die bereits die Schule besuchen. Mit ihnen darf ich gemeinsam an ihren Hausaufgaben arbeiten. Hier wird mir ein Einblick in das südafrikanische Schulsystem gegeben. Ich entdecke immer wieder sowohl Unterschiede als auch Gemeinsamkeiten zu meinen Erfahrungen mit dem deutschen Bildungssystem.

Die Arbeit im Little Angels ist alles andere als einfach. Es gibt keine erkennbaren Strukturen, keine geregelten Tagesabläufe und bisher war noch keine Initiative von den Erziehern erkennbar. Nachdem wir angekommen sind gab es keine Einweisungen. Wir wussten nicht, was wir nun tun sollen, was unsere Aufgaben sind und wo wir was finden. Manchmal ist das Gefühl von unzähligen Kindern, die sich um einen drängen etwas beklemmend. Drei spielen in deinen Haaren, zwei weitere an deinem Gesicht und der nächste an deiner Brille.

„Meine Brille werde ich während meiner Arbeit im Little Angels definitiv nicht wieder aufsetzen. Das überlebt sie nicht, so interessant ist es für die Kids auf ihr herum zu tatschen.“

Die Kinder streiten sich darum, wer auf meinem Schoß sitzen darf und schubsen sich. Es gibt auch nicht wenige Situationen, in denen man sich aufgrund von mangelnder Hygiene unwohl fühlt. Selten findet man ein Kind, das nicht eine laufende Nase hat. Manchmal gab es Verhaltensweisen unter den Kids, in denen sich eine andere Einstellung zu Gewalt wieder gespiegelt hat. Auch hier ist es, nicht nur aufgrund sprachlicher Barrieren, schwer richtig zu reagieren. Doch was ist schon richtig und was ist falsch? Ich bin froh mich jede Woche erneut dieser Herausforderung stellen zu können.

Ich freue mich auf all die weiteren Tage, an denen ich mit offenem Herzen ins Little Angels gehen darf. Ich freue mich auf jedes weitere Lächeln, das ich auf dem Gesicht eines dieser einzigartigen Kinder sehen darf.

 

Weitere Berichte folgen.

Sonnige Grüße,

Mandy Müller

Lesen Sie hier, wie Mandy Müller ihre weitere Zeit in Südafrika verlebte:

Was ich sonst noch in Südafrika erlebte

Mandy Müller im ProfilMeine Zeit in Südafrika neigt sich nun allmählich dem Ende zu. Ich habe mich heute hingesetzt und mir Gedanken gemacht, was ich Interessantes berichten kann. Dabei kamen mir tausende Gedanken. In meinem Gehirn herrscht das reinste Wirrwarr.

„Die vergangenen Monate waren so intensiv und erlebnisreich, darüber könnte ich mehr als einen Roman schreiben.“

Ich habe viele Hürden meistern müssen, aber auch unendlich viele wundervolle Momente erleben dürfen. Nichts davon lässt sich mit Worten genau so beschreiben, wie es sich tatsächlich angefühlt hat. Trotz alldem möchte ich mein Bestes geben, um meine Erlebnisse in Worte zu fassen und an meinem Erlebnis „Südafrika“ teilhaben zu lassen.

Beginnen möchte ich mit den Hürden die ich zu meistern hatte. Die Strukturen der von mir besuchten Univorlesungen gleichen im Großen und Ganzen denen, die ich aus Deutschland kenne. Jedoch ist es definitiv eine Herausforderung, auf Englisch zu studieren. Auch der Semesterablauf und die Benotung unterscheiden sich zu denen in Deutschland. Meine Benotung erfolgte in Südafrika in Prozent. Rechnet man diese Prozentzahlen nun in Noten um, stimmen die zugehörigen Noten nicht mit denen überein, die man in Deutschland für die gleiche Prozentzahl vergibt. Ein Semester ist hier in zwei Terms aufgeteilt, zwischen denen eine Woche Auszeit ist. Man schreibt im Gegensatz zu Deutschland in jedem Fach bereits während des Semesters Tests und Hausarbeiten. Daraus ergibt sich die jeweilige Kursnote. Am Ende des Semesters wird eine Klausur geschrieben. Die Kursnote und die Klausurnote zusammen ergeben dann die finale Note für ein Fach.

Leider lief das jetzige Semester in Südafrika nicht problemlos ab. Landesweit wird für die Abschaffung der Studiengebühren gestreikt. Diese Proteste vollziehen sich nun schon seit über eineinhalb Monaten und laufen alles andere als friedlich ab, sodass kein Unterricht in den Gebäuden der Universität mehr möglich ist. Protestierende werfen mit Steinen, zünden Häuser an, verbarrikadieren Gebäude, in denen sich Menschen befinden… Auch das zur Uni gehörende Naturschutzgebiet, in dem sich viele Tiere wie Zebras, Affen und Antilopen befinden, wurde in Brand gesetzt. Es benötigte einige Zeit, um alternative Lernmethoden und Prüfungswege zum erfolgreichen Semesterabschluss zu finden. Schließlich findet mein Unterricht nun online statt und wir müssen alternative Prüfungsleistungen erbringen.

Eine weitere Hürde, die zu meistern war, ist ein Einbruch in unser Auto. Dieser ereignete sich mitten am Tage, an einem gut besuchten Strandparkplatz mit Parkwächter. Hierbei wurde mir einiges gestohlen und wir fanden ein nicht mehr fahrtüchtiges Fahrzeug vor. Das Auto wollte nicht mehr anspringen und es ließ sich keine Tür, geschweige denn der Kofferraum, abschließen, da die komplette Verriegelung geknackt wurde. So war es alles andere als einfach, in einer fremden Stadt auf einem Kontinent mit anderen Strukturen, die richtige Vorgehensweise auszumachen. Doch auch diese Hürde habe ich gemeinsam mit meinen Mitreisenden gemeistert.

AusschlagAndere Hürden hatte ich ganz auf mich allein gestellt zu meistern. Eines Morgens wachte ich mit unzähligen Bissen über meinen ganzen Körper verteilt auf. Ganz allein bewältigte ich die Ursachensuche, Lösungssuche und schließlich die Bekämpfung dieser Biester. Bis heute kann ich nicht mit Gewissheit sagen, ob ich von Bettwanzen oder von Flöhen gebissen wurde. Doch mir gelang es, in diesem fremden Land die nötigen Chemikalien zu besorgen und die Tiere schließlich zu beseitigen.

Ich habe nur ein paar wenige von all den zu bewältigenden Herausforderungen beschrieben. Es ereigneten sich unzählige weitere, die einem teilweise gar nicht mal großartig bewusst waren.

„Jede Herausforderung für sich stellt nach ihrer Bewältigung eine Bereicherung dar. Ich bin mir sicher, dass ich an jeder erneut gewachsen bin.“

 

Eine große Bereicherung bescheren mir auch all die positiven Erlebnisse, die ich in diesem Land erfahren durfte. Während ich durch das Land gereist bin, habe ich die schönsten Orte gesehen, die mir je zu Gesicht gekommen sind. Jeder für sich ist einzigartig und atemberaubend. Ich bin vielen interessanten Menschen und Tieren begegnet. Umso länger ich Zeit in meiner „Heimatstadt“ Port Elizabeth verbracht habe, desto mehr habe ich diesen Fleck Erde lieben gelernt.

„Ich habe südafrikanische Freunde gewonnen, mit denen ich ganz viel erleben durfte.“

Die Südafrikaner sind nicht grundsätzlich anders als jemand, der in Deutschland aufgewachsen ist. In vielen ihrer Verhaltensweisen und Denkweisen wird einem dennoch definitiv immer wieder vor Augen geführt, dass sie einen anderen kulturellen Hintergrund haben. Ich bin unendlich glücklich, daran Teil haben zu dürfen.

Jetzt gerade fühlt es sich so an, als ob ich nun richtig in Port Elizabeth angekommen bin. Meine Rückreise nach Deutschland scheint nun jedoch gar nicht mehr so weit entfernt. So wie die vergangenen Monate mir vorkommen, als wären sie wie im Flug verflogen, wird die Zeit bis zu meiner Abreise wahrscheinlich auch rasend schnell vergehen. Ich freue mich unendlich darauf, die letzte Zeit hier noch richtig auszukosten. Genau so sehr blicke ich aber auch dem Zeitpunkt entgegen, meine Familie und alles was mich in Deutschland erwartet, wiederzusehen.

Sonnenuntergang auf dem MeerIch möchte meinen Bericht mit einem Zitat von meiner Cousine abschließen: „Es ist Wahnsinn wie wunderschön und gleichzeitig gefährlich dieses Land doch ist!“ Zu dieser Erkenntnis ist sie allein durch all meine Erzählungen gekommen und bringt meine Empfindungen auf den Punkt.

„Ich bin unglaublich dankbar, die Chance bekommen zu haben, das alles zu erleben und meine Persönlichkeit unglaublich wachsen zu lassen.“

 

Viele Grüße
Mandy Müller