Nachdem ich bereits ein Auslandsjahr in Weymouth (England) verbracht hatte, habe ich mich dazu entschlossen noch ein weiteres Jahr dort zur Schule zu gehen, um mich am A-level (dem britischen Abitur) zu versuchen.

Bereits bei meinem ersten zehnmonatigen Auslandsjahr habe ich Gefallen an der kleinen Hafenstadt Weymouth gefunden. Ich wurde überall mit offenen Armen empfangen und hatte wenig Probleme Freunde zu finden und Kontakte zu knüpfen. Dadurch habe ich nun auch die Möglichkeit das erste Mal selbstständig in einer Wohngemeinschaft zu wohnen und meine Kurse in Biologie, Spanisch und Drama an der Budmouth Academy fortzusetzen.

Der normale Schulalltag sieht ähnlich aus wie in Deutschland. Je nachdem wann ich meine Kurse habe, gehe ich zu Fuß zur Schule oder werde von einer Freundin gefahren. Normalerweise geht der Schulalltag von 8.30 Uhr bis 14.30 Uhr, mit einer Mittagspause. In meiner Schule haben wir viele unabhängige Lernstunden in denen wir die Möglichkeit haben den Stoff zu wiederholen oder Hausaufgaben zu machen. Vor der Mittagspause gehen wir dann in unsere Tutorgruppen, in denen wir über unterschiedliche aktuelle Themen sprechen und uns über den Schulalltag austauschen.

Ich fühle mich sehr wohl in meiner Schule und besonders der Dramaunterricht macht mir sehr viel Spaß, auch wenn das Lesen von Shakespeare oder das Vorspielen vor anderen Klassen als Nichtmuttersprachler zunächst angsteinflößend sein mag, macht es umso mehr Spaß Schritt für Schritt die Texte zu begreifen und vor Anderen vorzuspielen.

In dem Video welches hier verlinkt ist können Sie den Werbefilm der Schule sehen in dem auch ich vorkomme. Vielleicht bin ich ja zu erkennen.

 

Nach der Schule gehe ich meistens nach Hause, um mir Essen zu kochen und noch ein paar Schulsachen zu erledigen, bevor ich mich mit Freunden treffe um entweder in die Stadt, an den Strand oder ins “Gym” zu gehen.

Fast überall hier ist das Meer nicht weit entfernt. So habe ich von meinem Haus zum Beispiel einen schönen Blick auf das Meer und auch in die Stadt ist es nicht mehr als ein zwanzig minütiger Spaziergang. Im Sommer ist Weymouth einer der beliebtesten Urlaubsorte in England. Es wimmelt hier nur so von Touristen.

Durch Corona befinden wir uns jetzt wieder in einem kompletten Lockdown. Die Schulen sind zu, es wird von zuhause gelernt und sogar die A-level Prüfungen wurden abgesagt und es wird nach Alternativen gesucht die Schüler zu bewerten.

Dadurch konnte ich leider nur wenig Nutzen aus der direkten Zugverbindung nach London ziehen. Kleine Trips nach Dorchester, dem Wohnort von Thomas Hardy (nach einem Gedicht von ihm ist auch unsere Schule benannt) sind da zurzeit realistischer.

Ich verstehe mich sehr gut mit meinen drei Mitbewohnern, die alle mindestens fünf Jahre älter sind als ich. Zwei von Ihnen sind über die Weihnachtstage und Lockdown nach Hause gefahren und ich verbringe die Lockdown Zeit mit nur noch einem von ihnen.

Leider war es mir in der Weihnachtszeit nicht möglich meine Familie in Deutschland zu besuchen, weil die Grenzen geschlossen waren. Auch wenn dadurch die Weihnachtsfeiertage anders waren, war mein erstes Weihnachten alleine in einer Wohngemeinschaft durchaus ein Erlebnis.

In diesen Zeiten von Brexit und Corona habe ich viele verschiedene Eindrücke von England und den Briten bekommen. Dadurch das ich zurzeit ein Jurastudium in London anstrebe betrifft mich dieses Thema mehr als mir lieb wäre.

Ein Großteil der Menschen, die ich kenne lehnen den Brexit ab, trotzdem begegne ich auch hier und da mal Leuten die kein Problem mit dem Brexit oder der aktuellen Regierung haben.

An der Gastfreundschaft der Engländer hat der Brexit jedoch nichts geändert. Überall wurde ich offen empfangen und mit einbezogen. Ich freue mich sehr auf die Zeit nach dem Lockdown und bin gespannt wie sich die Dinge im Sommer entwickeln.

 

Ganz liebe Grüße aus Weymouth, take care

Roman