Auslandssemester in Milano, Italien Teil 2 – Stand: Januar 2022

Das Semester an der Bocconi in Milano, Italien, verging wie im Flug. Rückblickend kommt es mir vor wie ein kurzer, unrealer Lebensabschnitt, der sich nicht zwischen den vielen weiteren Erfahrungen aus 2021 einordnen lässt. Es wird vermutlich den meisten Menschen so ergehen, aber die Zeit vergeht immer dann zu schnell, wenn man es am wenigsten gebrauchen kann. Trotzdem habe ich meinen Aufenthalt in vollen Zügen genossen und einige interessante Bekanntschaften gemacht – viele davon durch Zufall.

Kurse an der Uni
Bevor ich zu den schönen Momenten in Italien allgemein komme, müssen natürlich erst die Kurse bzw. Prüfungsleistungen angesprochen werden. Wie bereits erwähnt, ist die Università Luigi Bocconi eine renommierte Business School mit entsprechendem Niveau. Da ich genau deswegen anfangs Bedenken hatte, entschied ich mich insgesamt 4 Kurse (24CP) zu belegen – mehr als nötig aber genug um mir einen Notenausrutscher quasi ohne Konsequenzen erlauben zu können. In der ersten Woche konnte man sich jeweils entscheiden, ob man den Kurs als „attending student“ oder als „non-attending student“ absolvieren möchte. Der Unterschied liegt, wie der Name schon sagt, in der Anwesenheit. Diese muss online für jedem Block einzeln registriert werden (und zwar pünktlich bis maximal 15min nach Vorlesungsstart), damit am Ende des Semesters eine Teilnahmequote von mindestens 70% einsehbar ist. Nicht alle Dozenten nehmen die Anwesenheit gleich ernst, aber diese Voraussetzung muss trotzdem erfüllt werden. „Non-attending students“ können, müssen aber nicht teilnehmen, schreiben aber wie alle anderen auch eine Klausur am Ende des Semesters. Der springende Punkt ist, dass man als teilnehmender Student in den meisten Fällen andere Prüfungsleistung(en) hat. Einer Klausur kann man nicht entkommen, aber je nach Kurs zählt diese nur zu einem gewissen Prozentsatz und ist dementsprechend auch gekürzt. Die Gesamtnote setzt sich dann zusammen aus der Klausurnote, Kurztests, Gruppenprojekten (wie Präsentationen, Essays, Videos oder Case Studies) und sonstigen Zusatzleistungen. Da jede Vorlesung anders aufgebaut ist, unterscheidet sich auch die Notenzusammensetzung.


Klausuren
Chancengleichheit wird bei den Klausuren sehr ernst genommen. Schon vor der (online-) Klausur muss man einen sogenannten Lockdown-Browser runterladen. Für die Dauer der Klausur kann man dann keine anderen Fenster oder Programme öffnen und den Browser ohne weiteres auch nicht schließen. Kurz vor Klausurbeginn tritt man über das Handy einem sogenannten Proctor-Room bei. In diesem virtuellen Raum befinden sich je nach Kursgröße jeweils 1-10 Studenten. Zu Beginn werden die Anwesenheit und die Identität überprüft. Zusätzlich muss jeder kurz die Umgebung seines Schreibtisches zeigen und das Handy dann mir aktivierter Kamera und Mikrofon so hinstellen, dass man von der Seite mindestens den Bildschirm und die Hände sehen kann. Leider kann man dadurch das Tippen der anderen Teilnehmer während der gesamten Klausur hören, was mich teilweise sehr abgelenkt hat. Stellt man die Lautstärke zu weit runter, verpasst man vielleicht Anweisungen des Proctors und riskiert damit, die Klausur ggf. wiederholen zu müssen. Nach Ablauf der Zeit wird jeder noch gefragt, ob er die Klausur abgeben möchte. Falls man sich dagegen entscheidet, kann man sie einige Wochen später einmalig wiederholen.
Mittlerweile habe ich zu meiner Zufriedenheit fast alle Gesamtnoten erhalten. Dass man mit entsprechendem Arbeitsaufwand trotz „Elite-Uni“ gute Noten erreichen kann, habe ich mir selbst jetzt bewiesen. Vielleicht hatte ich etwas weniger Freizeit als ich an einer anderen Uni hätte haben können, aber der Eintrag in meinem Lebenslauf kann sich sehen lassen und trotzdem habe ich viel unternommen. Allen, die im Ausland maximale Freizeit und minimalen Aufwand haben wollen, würde ich von der Bocconi allerdings abraten, auch wenn Milano eine großartige Stadt für Studenten ist.


Lago di Garda (Gardasee)
Wie bereits mehrfach angesprochen, ist Milano eine Studentenstadt. Man könnte vermutlich sein ganzes Leben lang jeden Tag in einem anderen Restaurant essen und hätte trotzdem nicht alles probiert. Zudem gibt es eine Unmenge verschiedener Bars, Kaffees, Bäckereien, aber auch viele Clubs, die oftmals organisierte Studentenabende haben. Allerdings sollte man die Chance eines Auslandssemesters auch nutzen, um das Land allgemein besser kennenzulernen und die Umgebung zu erkunden.
Eines meiner Wochenendziele war der Gardasee – oder italienisch „Lago di Garda“. In Anbetracht des Spätsommerwetters kam die Abkühlung beim Schwimmen am Jamaica Beach, welcher sich etwas versteckt hinter der Chiesa di San Pietro in Mavino befindet, sehr gelegen. Da die Gegend eher touristisch ist, muss man nach authentischer italienischer Küche manchmal etwas suchen, aber glücklicherweise hatten wir einen Italiener dabei, der sich bestens mit jeglichen Gerichten auskannte und letztlich ein sehr gutes Restaurant ausfindig gemacht hat. Auch wenn ich in den vergangenen Jahren versucht habe, Touristen Hotspots eher zu vermeiden, kann ich nun besser verstehen, warum der größte See Italiens ein sehr beliebtes Urlaubsziel für viele Deutsche ist.


Comacchio
Ein weiterer Trip führte mich nach Comaccio, auch genannt Mini-Venedig. Der Grund dafür ist offensichtlich – die kleine Stadt ist mit etlichen Kanälen und Brücken durchzogen, die sehr an Venedig erinnern. Wie überall sonst in Italien kann man auch dort gut essen und Espresso trinken. Gerade in den Küstenregionen werden alle Fischliebhaber glücklich, denn an jeder Ecke werden frische Fischgerichte angeboten. Dass die meisten Fische hier tatsächlich lokalen Ursprungs sind, erkennt man logischerweise an den vielen kleinen Fischkuttern, die grundsätzlich von Möwen umkreist werden und dadurch nicht zu übersehen sind.


Lago di Como (Comer See)
Der Comer See ist für viele Film-Nerds bestimmt bereits ein Begriff, denn hier wurden einige Szenen gedreht, beispielsweise für Star Wars oder auch James Bond. Die Bergkulisse, die kitschigen Häusergrüppchen an den Hängen und die historischen Gebäude in der Ufergegend verleihen sowohl der Stadt Como als auch der gesamten Seeregion einen träumerischen Akzent. Mit einer Bergbahn gelangt man nach Brunate, von wo aus man einen wunderschönen Ausblick auf Como und den südlichen Seezipfel hat. Wenn mich das allgegenwärtige Verlangen nach Essen nicht zurück in die Stadt gezwungen hätte, wäre ich bestimmt bis zum Sonnenuntergang dortgeblieben und hätte die Aussicht genossen.


Verona
Der eher spontane Tagesausflug nach Verona war um einiges ereignisreicher als geplant. Nachdem wir unseren eigentlichen Zug nicht nehmen konnten, weil er bereits 15min vor Abfahrt so überfüllt war, dass die Türen kaum noch zu gingen, waren wir 2 Stunden später nach einem doppelten Espresso endlich doch unterwegs. Auch wenn wir sozusagen umsonst früh aufgestanden sind, war die Fahrt mit einem Sitzplatz und weniger Leuten um einiges entspannter, aber auch hygienischer. Verona ist eine schöne, über 2000 Jahre alte Stadt, von Milano aus auf halbem Weg nach Venedig. Dort angekommen wurde uns erst bewusst, warum es von Menschen nur so wimmelte. In Verona findet seit dem Mittelalter traditionell jährlich ein riesiger Karneval statt, der mehrere Stunden andauert und aufgrund von Corona zufällig genau auf diesen Tag verlegt wurde. Die Spitze des Karnevals bildet die beliebteste Verkleidung, der „Papà del Gnocco“, wozu auch eine große Gabel gehört, die Gnocchi aufspießt, eine Spezialität Veronas. Nach kurzer Suche fanden wir ein Restaurant, wo sich der Umzug quasi direkt an unserem Tisch vorbeischlängelte. Auch ohne den Karneval ist die Stadt sehr interessant. Besonders sehenswert ist beispielsweise die Arena di Verona oder für die Romantiker auch das Haus von Julia (und Romeo). Allerdings haben wir uns das nicht angeschaut, weil eine lange Schlange aus eher mürrisch dreinblickenden Männern mit ihren begeisterten Freundinnen/Frauen darauf hinwies, dass das „Casa di Giulietta“ meinen Interessenbereich eher weniger anspricht und es das Warten daher nicht unbedingt wert ist. Sehr empfehlenswert ist andererseits der Blick auf die Stadt von einem der Aussichtspunkte aus. Auch der Rückweg nach Milano ist den Umständen entsprechend einfach, da es eine Direktverbindung zum Hauptbahnhof gibt.


Rom und Vatikan
Die am meisten besuchte Stadt Italiens braucht vermutlich keine einleitenden Worte. Von Milano aus kann man entweder mit dem Zug oder per Flugzeug anreisen. Da wir nur vier Tage Zeit hatten, haben wir uns sowohl aus Zeit-, als auch aus Kostengründen für den Flug entschieden und vorab ein AirBnB direkt im Zentrum gebucht. Am Flughafen in Rom warten sehr proaktive Taxifahrer darauf, jeden der sich nicht rechtzeitig retten kann in ein Taxi zu stopfen. Tatsächlich hatten wir Glück, da wir zu viert einen guten Preis aushandeln konnten und dadurch jede Menge Zeit gespart haben. Die Fahrt ins Stadtinnere war bereits eindrucksvoll. Man merkt sofort, dass man sich weiter südlich befindet und dass die Stadt sehr viel älter ist als Milano. Das endlose Angebot an Kunst, Kultur und Architektur lockt zu jeder Jahreszeit so viele Menschen an, dass die wichtigsten Sehenswürdigkeiten das ganze Jahr über millionenfach fotografiert werden. Leider hatte ich am ersten Tag noch eine Vorlesung, die ich nicht verpassen konnte und musste mir daher das ausgezeichnete Mittagessen im Restaurant durch den parallellaufenden Kurs etwas verderben lassen. Wichtig ist, dass man Rom nicht wieder verlassen kann, bevor man nicht mindestens einmal „Spaghetti Cacio e Pepe“ gegessen hat – ein römischer Klassiker.
Zu den Sehenswürdigkeiten gibt es nicht viel zu sagen, außer dass sie eben wirklich sehenswürdig sind. Am meisten fasziniert hat mich das Colosseum und die Vorstellung der Gladiatorenkämpfe, die dort stattgefunden haben. Man hat auch die Möglichkeit, den „unterirdischen Teil“ für einen Aufpreis zu besichtigen, bekommt aber auch von oben einen guten Blick auf die Architektur und die Mechanismen unter der Arenafläche. Damals befanden sich unterhalb der Kampffläche verschiedenste Kellerräume als Teil eines Systems aus Gängen und Versorgungsschächten. Verschiedene exotische Tiere, zum Tode Verurteilte aber auch Dekorationen oder Bühnenbilder konnten durch komplexe Falltüren, Rampen oder Aufzüge zur Belustigung der Zuschauer in kurzer Zeit aus der Unterkellerung erhoben und auf die Arenafläche gebracht werden. Für die Nachstellung von Seeschlachten wurde sogar der gesamte Boden geflutet, um dem grausamen Spektakel etwas mehr Detail zu verleihen. Nicht nur das Innere, sondern auch die Gesamtarchitektur ist höchst beeindruckend. Die Ellipsenform diente übrigens nicht nur zur Verbesserung der Sicht, sondern sie sollte verhindern, dass Gladiatoren, zum Tode Verurteilte oder gejagte Tiere in einer Ecke Schutz suchen konnten. Die rund 50.000 Zuschauer konnten innerhalb weniger Minuten ihre Plätze durch 80 Eingänge und Treppen erreichen, die nach Bevölkerungsgruppen/Rang angeordnet waren. Die zahlreichen anderen Sehenswürdigkeiten hier aufzuzählen, die wir uns angeschaut haben, würde den Rahmen sprengen.


Auch sehr zu empfehlen ist der Vatikan – oder genauer – der Petersdom, eine der größten und bedeutendsten Kirchen der Welt. Der Innenraum der Basilika lässt bei den meisten Besuchern erst einmal die Kinnlade zu Boden fallen, auch wenn sie ja momentan meistens mit einer Maske im Gesicht fixiert ist. Gestützt durch beeindruckende 778 Säulen erhebt sich eine 45m hohe Decke, die nur unter schweren Verrenkungen genau zu erkennen ist. Detaillierte Verzierungen, 395 Statuen sowie 44 Altare schmücken jeden freien Fleck an Wand, Boden und die Wölbungen, die die Säulen miteinander verbinden. Alle mit Mosaiken ausgeschmückten Flächen zusammen bilden mit etwa 10.000 Quadratmetern das größte Mosaik der Welt. Auf dem angefügten Bild kann man im Hintergrund erkennen, wie groß der Innenraum wirklich ist und wie klein man sich darin fühlt.

Venezia
Der letzte Ausflug meines Aufenthalts war die Stadt, die auf Millionen von Holz-Pfählen gebaut ist. Mit einem Umstieg in Verona erreicht man nach etwa 3,5h sein Ziel mit dem Zug aus Mailand. Rund 500 Brücken, die 118 Mini-Inseln miteinander über 170 Kanäle verbinden, geben der Stadt ihren einzigartigen Charakter. Mehr als 400 Gondeln kutschieren hier täglich Touristen umher, die bereit sind, etwas tiefer in die Tasche zu greifen. Interessanterweise ist es sehr schwer, ein Gondoliere zu werden, da über 400 Trainingsstunden und eine Ausbildung nötig sind, um eine Erlaubnis zu erhalten. Selbst im Dezember ist die Stadt noch sehr belebt, allerdings ist das Leben dort sehr teuer, weshalb die Bevölkerung stark abgenommen hat. Einheimische sieht man zwischen den vielen Touristen also kaum noch. Die beste Aussicht hat man auf dem Markusturm, von dem aus man die Stadt in alle Himmelsrichtungen überblicken kann. Im Sommer kann man dort vermutlich eingequetscht zwischen Selfies und schreienden Kindern viel Zeit verbringen, aber bei null Grad und jede Menge Wind hatten wir die Plattform fast für uns allein. Trotz der Kälte hat man dort oben (neben ein paar Fingern) das Zeitgefühl verloren und da im Winter die Sonne recht früh untergeht, kann man innerhalb einer Stunde die Stadt bei Tag, Sonnenuntergang und Nacht sehen. Empfehlenswert ist Venedig als Tagesausflug bei insgesamt 7h Zugfahrt eher nicht – aber wie man sieht, ist es definitiv machbar. Für mich persönlich war es cool die Stadt nach so langer Zeit wieder zu sehen. Wer Venedig noch über Wasser besichtigen will, sollte nicht zu sehr trödeln, weil die ersten Gassen durch den Klimawandel bereits teilweise geflutet sind.

Ein bisschen was Negatives
Natürlich verläuft ein Auslandsaufenthalt nie reibungslos und daher gibt es auch ein paar wenige schlechte Erfahrungen. Das größte Manko waren die Online-Vorlesungen. Als nicht-Erasmus Student hatte ich trotz verfügbarer Kapazitäten offiziell nicht die Möglichkeit in Person teilzunehmen. Dadurch lernt man so auch nicht so schnell neue Leute kennen, aber man muss das Beste daraus machen. Seitens der Uni gab es auch keine Unterstützung bei der Wohnungssuche, sodass ich nach einer Planungszeit von unter einer Woche komplett auf mich allein gestellt war. Auch wenn die ersten paar Tage improvisiert waren, hat sich alles gefügt und ich habe schnell Anschluss gefunden. Man muss aber dazu sagen, dass man dabei als schüchterne Person durchaus Schwierigkeiten gehabt hätte.
Insgesamt gab es drei Ereignisse, die eher nicht so lustig waren. Nachdem ich das Unmögliche erreicht und einen kostenlosen Parkplatz an einer sehr belebten Kreuzung gefunden habe, stand das Auto die meiste Zeit über dort, bis dann ein netter Autodieb dachte er würde einen besseren Parkplatz finden. Das Ärgerlichste an der Situation war, dass ausgerechnet ein Fiat meinen schönen Stellplatz belegt hat. Nach einigen Telefonaten und ein paar Stunden auf der Polizeiwache der Carabinieri stellte sich raus, dass der Dieb noch in derselben Nacht erwischt und das Auto zur Polizeistation gebracht wurde. Wenn es nicht mein eigenes Auto gewesen wäre, hätte er einem fast schon leidtun können, da er es nach mindestens einer halben Stunde Zündschloss und Steuergerät austauschen nicht einmal 15km weit geschafft hat.
Der verrückteste Tag meines ganzen Aufenthaltes war die Halloween-Nacht. Absolut jede Straße, jedes Restaurant und jede Bar war randvoll mit Menschen jeglicher Altersklasse, wobei die Studenten ganz klar in der Überzahl waren. In den WhatsApp Gruppen wurde fleißig mit Tickets für verschiedene Partys gedealt und scheinbar ganz Mailand hatte sich mobilisiert. Auf dem Heimweg von einer Erasmus Party wurden wir – nichts Böses ahnend – von ein paar Typen angehalten, die nach Geld gefragt haben. Erst hat sich keiner etwas dabei gedacht und einer meiner Freunde hat ganz entspannt sein Panino (belegtes Brötchen) weiter gegessen. Als der Erste aber anfing uns festzuhalten wurde recht schnell klar, dass die drei Männer nicht so lustig drauf waren wie wir. Da wir auch zu dritt waren habe ich mich die ganze Zeit gefragt wie die Kleingangster auf die schlaue Idee kamen gerade uns anzuhalten, anstatt der Gesamtlage direkt vor mir Aufmerksamkeit zu schenken. Spätestens als mir dann mit einer Pistole gedroht wurde, hätte ich die Situation vermutlich ernster nehmen sollen, aber ich konnte in der Dunkelheit nicht erkennen, ob es sicher auch eine Waffe war oder ob man mir nur Angst machen wollte. Natürlich war ich um 5:30 Uhr morgens nicht an der Spitze meiner Denkleistung und habe weiterhin darauf bestanden, weder Geld noch ein Handy dabei zu haben, obwohl man beides ganz klar in meiner Hosentasche erkennen konnte. Irgendwann sind dann zwei gleichzeitig auf mich losgegangen und haben mich gepackt, was einem meiner Freunde die Change gegeben hat, ein paar Passanten zu rufen und deren Aufmerksamkeit auf uns zu lenken. Wenige Sekunden später, wäre die Situation mit Sicherheit aus dem Ruder gelaufen, weil ich mit meiner Geduld langsam am Ende war und mich nicht tatenlos festhalten lassen wollte (Zu diesem Zeitpunkt war das Panino fast komplett aufgegessen). Glücklicherweise wurde die Situation von allein geklärt, weil die Drei mit der ansteigenden Aufmerksamkeit der Passanten wohl nicht zufrieden waren und dann ziemlich schnell das Weite gesucht haben. Erst am nächsten Morgen ist mir richtig bewusst geworden, dass wir uns den Umständen entsprechend nicht gerade optimal verhalten haben. Neben dem versuchten Überfall wirkt der Autounfall mit einem Taxi in Rom fast schon nicht mehr erwähnenswert. Bis heute bin ich mir nicht sicher, ob der Taxifahrer wusste, dass wir nicht auf einer Stunt-Strecke sind, aber wie bei der Fahrweise schon zu erwarten war, musste die Fahrt zum Flughafen auf halbem Wege kurzzeitig unterbrochen werden, um ein paar der abgeflogenen Autoteile wieder einzusammeln, die bei einer unschönen Kollision mit einer Schafherde abgeflogen sind.
Das Ganze soll natürlich niemanden vor einem Auslandssemester oder Italien generell abschrecken, da man in solche Situationen fast in jeder Großstadt geraten kann. Meines Erachtens ist es trotzdem erwähnenswert, da bei einem Auslandssemester nie alles nach Plan läuft und man sich ggf. ungekannten Herausforderungen stellen muss, an denen man aber wächst.

Fazit
Insgesamt hatte ich eine super Zeit in Italien, wie anhand der vielen Eindrücke unschwer zu erkennen ist. Ich habe natürlich nicht alle unternommenen Trips angesprochen (z.B. Turin, Genova, Cinque Terre, etc.) aber einen kurzen Einblick konnte ich hoffentlich trotzdem vermitteln. Die wenigen negativen Erfahrungen sorgen im Nachhinein für gute Geschichten beim Abendessen und bleiben letztendlich nicht als „schlecht“ in Erinnerung. Auch wenn es teilweise schwer war, konnte ich meine regelmäßigen Restaurantbesuche mit viel Sport ausgleichen und musste daher auf der Rückfahrt nach Deutschland den Reifendruck auch nicht erhöhen.
Jedem, der noch unschlüssig über das Auslandssemester generell oder das Zielland ist, kann ich Milano als Option nur ans Herz legen.
Liebe Grüße und viel Spaß im Ausland!
Timo Zollino